Montag, 6. Dezember 2010

Von Mir

Ich gönne ihr eine Pause. Unter uns: sie hat sie bitter nötig. Sie nimmt kein Ende. Kein Ende heißt auch: kein gutes Ende. Darum lieben wir Filme und Bücher, wegen der Enden, die doch gar keine sind.

Auch ich nehme kein Ende. Meine Welt (der sie entsprungen ist) überschüttet und erstickt mich mit Weiß. Seit über einer Woche –

ist es tatsächlich erst eine Woche? Es erscheint mir länger. Wer auch immer die Zeit definiert hat ist sehr nachlässig gewesen, es fehlen Ereignisse, es fehlen Gefühle in der Zeit und irgendwann, wenn ich einmal Zeit finde, will ich die Zeit neu definieren. Nicht heute.
Heute will ich hauptsächlich schlafen.


sitze ich an verschiedenen deutschen oder britischen Flughäfen und Bahnhöfen fest. Ich warte. Ich funktioniere auch. Manchmal höre ich kurz auf zu funktionieren. Dann kommt jemand und repariert mich. Zum Beispiel der alte Bahnbeamte aus Glasgow, der mir in Manchester kostenlos meinen Zug umbucht, weil ich so einen sympathischen Akzent habe. Oder meine Mitbewohnerin, die die Kamera holt, weil ich so schön aussehe, wenn ich weine. Oder sie, die schweigend und wütend neben mir im Bett liegt, mir eine Packung Taschentücher gibt und mir stoisch vorlebt, wie man funktioniert.

Andere sind weniger hilfreich. Doch zum Glück versinken auch sie in dem Weiß, auf das die Menschen hier so überhaupt nicht vorbereitet zu sein scheinen, und werden still. Still wie Schnee. Das Chaos packt die vielen kleinen Welten, die nebeneinander und ineinander und durcheinander existieren und sich an einander reiben, wirft sie in die Luft und presst sie alle in einen Raum. Und wartet. Und betrachtet. Und lacht – ja, ganz bestimmt lacht es. Ich höre es doch in dem Knirschen der Stiefel und dem Stöhnen der Massen.

Auch ich habe über all das Warten angefangen zu betrachten. Ich bin, gelinde gesagt, pikiert. Aber vielleicht eines Tages, wenn das alles irgendeine Art von Ende gefunden hat, wenn ich die Zeit neu definiert habe, vielleicht lache ich dann auch.

“That which does not kill us makes us stronger.“
“You’ll be the Hulk.”
So gehört in Two and a Half Men auf einem unverhofften Flug aus Singapur über München nach Manchester. Und tatsächlich ein bisschen gelächelt.


Dinge verzerrt
wie auf einem Video
ausgestreckt und gepresst
im falschen Raum

Etwas woanders
weit
weg

Ferne neu definiert

Wenig festzuhalten
tatsächlich